Nachträgliche Wärmedämmung
von obersten Geschossdecken aus Beton
Neu: Unser Energieberatungs-Video zu diesem Thema
Oberste Decken aus Beton kommen ab etwa 1930 vor. Ab etwa 1955 sind sie aus Brandschutz-Gründen in größeren Häusern üblich, die nur Vollgeschosse haben und bei denen das Schrägdach nur den unbeheizten Dachoden überdeckt (rechte Skizze). Eher selten sind sie in kleineren Gebäuden, bei denen bereits in der Etage darunter Dachschrägen vorhanden sind (linke Skizze). Hier findet man häufiger Holzbalkendecken (=> mehr).
Besonders hohe Wärmeveluste entstehen durch oberste Geschossdecken aus Beton, wenn diese keine oder nur sehr wenig Wärmedämmung haben, da Beton allein fast gar nicht dämmt. Folgende Tabelle zeigt die U-Werte, die Höhe der Wärmeverluste und der Heizkosten in einem Jahr und in 40 Jahren für verschieden dick gedämmte Betondecken.
Möchte man zinsgünstige Kredite und/oder Zuschüsse der KfW-Bank nutzen, die bei Einzelmaßnahmen 20 % der förderfähigen Investitionskosten betragen, muss bei der Sanierung von obersten Geschossdecken nachher ein U-Wert von maximal 0,14 W/m²K erreicht werden. Beim selbst genutzten Eigenheim ist alternativ zur KfW auch eine Förderung durch Ermäßigungen bei der Einkommenssteuer möglich. Saniert man das ganze Haus zu einem KfW-Effizienzhaus, können für die förderfähigen Komponenten der Gebäudehülle und Haustechnik sogar bis zu 40 % Zuschuss gewährt werden (=> mehr).
Die nachträgliche Wärmedämmung oberster Geschossdecken aus Beton ist technisch relativ einfach. Da Betondecken luftdicht und dampfbremsend sind, kann man oberseitig Dämmschichten aus nahezu jedem Dämmmaterial auflegen. Wird der Dachboden gar nicht genutzt, kann man Aufblasdämmung oder lose Mineralwollmatten aufbringen und diese oberseitig unbekleidet lassen. Wird er als Abstellboden genutzt, kann man sägeraue Dielen, Spanplatten oder einen Estrich als Gehbelag darüber legen. Ist der neue Oberbelag dampfdicht oder stark dampfbremsend, kann durch ihn die wenige von unten kommende Feuchte nicht abtrocknen und würde sich unter dem Bodenbelag anreichern. Um dies zu verhindern, muss bei dampfdichten oder stark dampfbemsenden Oberbelägen unter der Dämmung eine Dampfbremse oder Dampfsperre verlegt werden. Relativ dampfdicht sind Oberbeläge aus Spanplatten, PVC oder wasserfeste Anstriche. Bei einfachen Dielenböden oder unterlüfteten Spanplattenböden mit seitlichen Belüftungsschlitzen tritt dieses Problem nicht auf.
Ist ein hoher Brandschutz gewünscht oder vorgeschrieben, kann man nicht brennbare Dämmstoffe (z.B. Steinwolle oder Glaswolle oder PUR-Hartschaumplatten) verwenden oder kann die Dämmschicht oberseitig brandhemmend abgedeckt werden, z.B. durch einen Zementestrich oder Trockenestrich auf Gipsbasis.
Ist das darüber befindliche Dach nicht sicher regendicht, so dass bei starkem Regen oder Sturm Wasser oder Flugschnee in den Dachraum gelangen kann (…sind Reste alter Pfützen sichtbar ?), sollten für Dämmstoff und Oberbelag Materialien gewählt werden, die temporäre Nässe vertragen. Noch besser ist aber die nachträgliche Montage eines regensicheren Unterdachs, ggf. auch von innen, mit sicherem Wasserablauf.
Die nachträgliche Wärmedämmung ungedämmter und zugänglicher oberster Geschossdecken ist schon seit mehreren Jahren in § 10 (3) der Energieeinsparverordnung (=> EnEV) gesetzlich vorgeschrieben und kann bei Unterlassung mit Bußgeldern belegt werden. Frist für diese Nachrüstung war der 31.12.2015. Die EnEV verlangt die Nachrüstung auf einen U-Wert von maximal 0,24 W/m²K. Höhere Qualitäten fördert die KfW-Bank in ihrem Programm „Energieeffizienz Sanieren“ mit Zins günstigen Krediten oder Zuschüssen. Für eine Förderung darf der U-Wert der gedämmten obersten Decke nicht höher als 0,14 W/m²K sein (=> mehr).
Folgende Bilder zeigen Beispiele nachträglich wärmegedämmter oberster Geschossdecken aus Beton in verschiedenen Ausführungen:
Bild 1 zeigt eine typische noch ungedämmte oberste Geschossdecke aus Beton in einem 50er Jahre Wohnhaus, so wie wir sie beim ersten Energieberatungstermin vorgefunden haben. Am Treppenaufgang konnte man messen, dass die Gesamtdicke der Decke incl. unterm Putz nur 14 cm beträgt. Der U-Wert betrug 3,5 W/m²K. Durch diese 75 m² große Decke gingen bei voller Beheizung des Obergeschosses pro Jahr etwa 2.000 Liter Öl-Äquivalent an Wärme verloren.
Bild 2 zeigt diese Decke nach der oberseitigen Dämmung. Unter der Styporpordämmung sieht man den blauen Rand der Dampfbremsbahn. Letzter Schwachpunkt ist hier noich die alte Bodenluke, wofür es aber auch gute Lösungen gibt (=> mehr)
Bild 3 zeigt eine Betondecke mit oberseitiger Dämmung aus 2 Lagen je 10 cm dicken Polystyrol-Hartschaum, über denen als Gehbelag eine Spanpatte verlegt wird. Die Decke hat links am Rand einen Beton-Überzug, der auch umdämmt wird, um seine Wärmebrücke zu verringern. Der U-Wert dieser vorher nur 2 cm stark gedämmten Decke ging dadurch von 1,2 W/m²K um 87 % auf 0,14 W/m² zurück.
Bild 4 zeigt eine Betondecke, bei der die oberseitige Dämmung aus 24 cm dicken Mineralwollmatten zwischen Abstandshölzer ausgeführt wurde, Hier wurde auch eine Spanplatte als Gehbelag montiert.
Bild 5 zeigt eione oberste Betondecke, auf die eine 30 cm hohe Zellulosedämmung aufgeblasen wurde und die nur in Teilbereichen mit einem Gehbelag aus OSB-Platten überdeckt wurde. Aufblasdämmung kann mit sehr wenig Arbeitsaufwand eingebaut werden und bietet sich für regensichere ungenutzte Dachböden an.
Die nachträgliche Wärmedämmung ungedämmter oder nur wenig gedämmter oberster Geschossdecken ist eine der rentabelsten Maßnahmen bei der energetischen Altbausanierung, da hier hohe Einsparpotentiale mit geringem Aufwand möglich sind und die Ausführung sogar meist in Eigenleistung möglich ist.
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