Projekt Fernwärme Oesterhausstraße

Fernwärme im Quartier
um die Oesterhausstraße

Aktuell: Freitag 21.Juni 2024 ab 17 Uhr
Informationsveranstaltung in der Grabbe-Aula mit den Stadtwerken
Eingeladen sind alle Hausbesitzer und Mieter aus dem Quartier.

Im Quartier „Oesterhaustraße“ werden die Stadtwerke ab Herbst 2024 und bis Mitte 2025 Fernwärme verlegen. Die folgende Karte zeigt einen Auszug aus der aktuellen Netzausbau-Planung der Stadtwerke.

Der Ausbau umfasst die Straßen Vor den Eichen, Wienkestraße, Friedrich-Richter-Straße, Oesterhausstraße, Altenberndstraße, Wittensteinweg, Woldemarstr. 14-51, Blomberger Str. 51-55

Hintergrund: Gebäudeheizung und Warmwasserbereitung verursachen mehr als 1/3 der CO2-Emissionen Deutschlands. In Detmold ist der Anteil wegen wenig Industrie sogar höher. Im Rahmen der Wärmewende sollen daher Heizsysteme mit hohen CO2-Emissionen daher durch Heizsysteme mit niedrigen CO2-Emissionen ersetzt werden. Folgende Liste zeigt die Emissionen heutiger Wärmeerzeuger im Vergleich unter Einbeziehung der Kesselverluste:
462 g CO2/kWh Holzverbrennung im Ofen
400 g CO2/kWh Öl-Niedertemperaturkessel
337 g CO2/kWh Öl-Brennwertkessel
315 g CO2/kWh Gas-Niedertemperaturkessel
252 g CO2/kWh Gas-Brennwertkessel
300 g CO2/kWh Elektrische Direktheizung mit Klimastrom StW DT (=> Quelle)
100 g CO2/kWh Wärmepumpe mit Arbeitszahl 3,0 mit Klimastrom StW DT
75 g CO2/kWh Wärmepumpe mit Arbeitszahl 4,0 mit Klimastrom StW DT
20 g CO2/kWh Fernwärme der Stadtwerke Detmold (=> Quelle)

Die Liste zeigt, dass durch die Umrüstung von Öl- oder Gasheizungen auf Fernwärme die CO-Emissionen der Gebäudeheizung um 92 – 95% verringert werden können. Für Altbaubesitzer ist dies ein sehr großer individueller Beitrag zum Klimaschutz. Zugleich fließen erhebliche Teile der Heizkosten nicht mehr in Öl- und Gas-Lieferländer ab, sondern verbleiben in der Region und heben den Wohlstand.

Die Detmolder Fernwärme hat aus zwei Gründen so niedrige Emissionen: Sie wird ganz überwegend aus Holzabfällen und minderwertigen Hölzern der regionalen Forstwirtschaft erzeugt, die bei ihrer Verrottung im Wald oder auf einer Deponie sonst gleichviel CO2 freisetzen würden. Und sie wird zum größten Anteil in Heizkraftwerken erzeugt wird, die außer Wärme auch Strom herstellen. Dafür erhalten diese eine zusätzliche Emissions-Gutschrift, weil diese Strommenge nicht mehr anteilig in Kohle-oder Gaskraftwerken erzeugt werden muss und deren Emissionen verringert werden.

Entstehung des Projekts „Fernwärme Oesterhaustraße“: Im Sommer 2022 entwickelte ich als Ratsherr den Plan, alle etwa 70 Häuser in unserem Wohnquartier zwischen Musikschule Woldemarstraße und Kreis-Altenheim in der Friedrich-Richter-Straße an Fernwärme anzuschließen, da das Fernwärmenetz ja bereits bis an den östlichen Rand unseres Quartiers heran ging. Beim Oesterhaus-Sommerfest 2022 und mit vielen Gartenzaun-Smalltalks sowie per Rundschreiben und Rundmails begann ich, Nachbarn anzusprechen und erhob die nötigen Daten. Da die Resonanz sehr positiv war (33 % wollen sofort Fernwäre, 54 % „vermutlich“), kontaktierte ich die Stadtwerke. Die Stadtwerke nahmen unser Quartier in 2023 in die Fernwärme-Ausbauplanung für 2024-25 auf und im Spätsommer 2024 soll es nun los gehen.

Ziel: Bei 75 % Anschlussquote können jährlich etwa 1.900.000 kWh Gas eingespart und 570 Tonnen CO2 jährlich vermieden werden. Unsere Heizkosten bereichern danach weder Scheichs noch Putins, sondern die regionale Wirtschaft. Und selbst die Gewinne der Stadtwerke fließen überwiegend unserer Stadtkasse zu und verbilligen indirekt das Busnetz und das Aqualip.

Technische Hinweise: Die Detmolder Fernwärme wird von den Stadtwerken als Heißwasser mit ganzjährig über 85°C Temperatur geliefert. Von der Fernwärme-Leitung in der Straße wird ein Abzweig zum Haus gebaut („Hausanschluss“), der durch den Vorgarten und durch die Kellerwand bis in den Keller führt. Die Leitung des Hausanschlusses mündet in die Fernwärme-Übergabestation im Keller. Darin überträgt ein Platten-Wärmetauscher die Wärme des heißen Fernwärme-Wassers auf das meist nicht so heiße Heizungs-Wasser im Haus. Eigentumsgrenze zwischen Stadtwerke-Netz und hausinternem Heizungsnetz sind die beiden Haupt-Absperrhähne im Vor- und Rücklauf der der Hausanschlussleitung.

Das nächste Foto zeigt den Fernwärme-Hausanschluss in meinem Mehrfamilienhaus Sachsenstraße 27. Rechts im Bild kommt die Hausanschlussleitung durch die Kellerwand und mündet in die schwarzen Haupthähne. Die silbrig gedämmte Leitung geht dann unter der Decke nach links zur Übergabestation. In deren MItte ist hellgrau eingepackt der Wärmetauscher. Aus diesem führen dann die Heizwasserleitungen ganz links im Bild in den Heizkreis des Hauses. In kleineren Häusern sind die Übergabestationen kompakter.

Dieses Beispiel ist ein Haus mit Zentralheizung. Hier wurde eine frühere Gas-Zentralheizung durch eine Fernwärme-Übergabestation ersetzt. Die Übergabestation versorgt alle Wohnungen mit Heizwasser. Die Warmwasserbereitung erfolgt in diesem Haus nicht zentral, sondern wohnungsweise. In Häusern mit zentraler Warmwasserversorgung kann die Fernwärme-Übergabestation aber auch den zentralen Warmwasserspeicher erwärmen.

Im Quartier Oesterhausstraße gibt es aber auch andere Heizungs-Konfigurationen. Es gibt zum Beispiel mehrere nebeneinander stehenden Doppelhäuser mit 2 oder 4 Wohnungen und mit bisher zwei bis vier parallelen Heizalagen. Hier kann es wirtschaftlich sinnvoll sein, nur einen gemeinsamen Fernwärme-Hausanschluss in nur einen Keller bauen zu lassen und von dort Verbindungsleitungen zu den verschiedenen Heizkreisen in der selben udn in der anderen Doppelhaushälfte. Weiterhin gibt es Mehrfamilienhäuser mit Miet- oder Eigentumswohnungen mit bisher getrennten Gas-Etagenheizungen, die teils im Keller, teils in den Etagen montiert sind. Auch hier dürfte in den meisten Fällen eine Zusammenlegung sinnvoll sein. Die folgenden Skizzen zeigen solche Möglichkeiten:

In Fall 1 wird eine individuelle Gas-/Öl-Zentralheizung durch eine Fernwärme-Übergabestation ersetzt. Der vorhandene zentrale Warmwasserspeicher bleibt erhalten (oder wird erneuert). Dieser Fall kann sowohl bei einem Einfamilienhaus, als auch bei einem Mehrfamilienhaus mit gemeinsamer Zentralheizung und zentraler Warmwasserversorgung vorkommen.

In Fall 2 (Doppelhaus) werden zwei bisher separate Zentralheizungen durch eine gemeinsame Fernwärme-Übergabestation ersetzt, zwei bisher separate Warmwasserspeicher durch einen gemensamen Speicher ersetzt und werden Verbindungsleitungen vom Aufstellort der Fernwärmestation zum Heizkreis und Warmwassernetz des zweiten Hauses gebaut. Denkbar ist auch eine Lösung mit nur einem Hausanschluss und nur einer Übergabestation aber getrennten Warmwasser-Speichern. Der Vorteil dieser Lösung ist die Etwa-Halbierung der Fernwärmeanschluss- und Übergabestations- sowe späteren Wartungskosten.

In Fall 3 (Mehrfamilienhaus ohne Zentralheizung) werden separate Gasetagenheizungen, die innerhalb der Etagen oder im Keller montiert sind, durch eine gemeisname Übergabestation mit Heizwasser-Pufferspeicher ersetzt. Vom Keller werden Heizwasservorlauf- und Rücklaufleitungen zum Aufstellort der bisherigen Einzelheizungen verlegt. Ab dort bleibt das Heizungsverteilnetz jeder Wohnung erhalten.
Bzgl. Warmwasser gibt es dann drei Möglichkeiten. Wenn eine Wohnung einen eigenen Wohnungs-Warmwasserspeicher behalten möchte, kann der vom gemeinsamen Heizkreis beladen werden. Diese Variante ist in der mittleren Skizze (Fall 3a) für die EG-Wohnung eingezeichnet, deren WW-Speicher im Keller steht. Es kann aber auch in jeder Wohnung am Platz der bisherigen Gastherme eine kleine Wohnungs-Übergabestation installiert werden, die aus dem Heizungswasser mit einem Kleion-Wärmetauscher auch das Warmwasser für die jew. Wohnung bereit stellt. Dies ist in der mittleren Skizze für die OG- und DG-Wohnung so eingezeichnet. Bei dieser Installationsvariante muss nur ein 2-Leiter-Netz neu vom Keller zu OG und DG gebaut werden (nur Heizungs-Vor- und -Rücklauf). Als dritte Variante (Fall 3b) wird ab Keller auch zentral-Warmwasser für alle Wohnungen bereit gestellt. Hierfür muss aber ein 4-Leiter-Netz vom Keller zu EG, OG und DG gebaut werden (Heizungs-Vor- und Rücklauf sowie der Warmwasser-Zirkulation). Die zentrale Warmwassererwärmung kann hier z.B. aus einem großen Heizungs-Pufferspeicher mit Frischwasserstation erfolgen.

Kosten: Die Kosten für die Umrüstung auf Fernwärme gliedern sich wesentlich in 3 Positionen:

a) den Fernwärme-Hausanschluss der Stadtwerke. Das ist die Leitung ins Haus bis zu den Absperrhähnen. Informationen dazu und das aktuelle Preisblatt der Stadtwerke finden Sie hier. Ob wir bei einer hohen Anschlusszahl noch etwas Rabatt bekommen, ist noch unkar. Welcher Anteil des Pauschalpreises der Stadtwerke für Hausanschlüsse „förderfähig“ ist, ist derzeit noch in Klärung. Unklar scheint mir, ob die Formulierung „nur auf dem Grundstück“ in BEG EM 5.3 i) bedeutet, dass nicht die gesamten von den Stadtwerken berechnten Hausanschlusskosten, sondern nur ein Teil davon förderfähig sind und wie dieser ggf. zu ermitteln wäre. Hierzu habe ich das BMWK und die KfW angefragt.

b) den Kosten für die Übergabestation, deren Einbau und deren Anschluss an das hausinterne Heiznetz. Dies sind Leistungen des Heizungsbauers. Solide Übergabestationen stellt hier in der Region die Firma Ewers aus Schloß Holte-Stukenbrock her. Es gibt sie in unterschiedlichen Ausführungen, je nachdem, ob die Wärmeverteilung nur über Heizkörper oder nur oder auch über Fußbodenheizung erfolgt und wie Warmwasser bereitet wird. Wer PV auf dem Dach hat sollte auch über smarte Nutzungsmöglichkeiten für solaren Überschuss-Stroms im Heiz- oder Warmwasserkreis nachdenken.

c) den Kosten für hausinterne Verrohrung, die nicht der Wärmeerzeugung und deren Umfeldmaßnahmen, sondern der Wärmeverteilung zugerechnet werden, also in der BEG nicht unter den Fördertatbestand „Anschluss an ein Wärmenetz“ sondern unter den Tatbestand „Gebäudenetz“ oder „Heizungsoptimierung“ fallen. Hierfür sind nämlich die Fördersätze unterschiedlich hoch. Auch hierzu habe ich das BMWK und die KfW befragt und werde das Ergebnis hier nachtragen.


Fördermittel: Für die Umrüstung von Öl- und Gasheizungen auf Detmolder Fernwärme gibt es zwei Förderprogramme, die parallel genutzt werden können.

  1. die Bundesförderung für effiziente Gebäude im Teilbereich „Einzelmaßnahmen“ (BEG-EM).
    Richtlinie BEG-EM
    KfW-458 (Zuschuss)
    KfW-358 oder 359 (Ergänzungskredit zum Zuschuss)
  2. und die NRW-Landesförderung des Programms progres.nrw für Wärmeübergabestationen
    Hierbei die Hinweise zum vorzeitigen Beginn beachten

Wieviel Fördermittel man bekommen kann, hängt von mehreren Faktoren ab:
– Abgrenzung der förderfähigen Kosten von nicht förderfähigen Kosten
– Obergrenze der förderfähigen Kosten (BEG-EM Richtlinie Punkte 8.2 und 8.3.1)
– Investition nur für selbst genutztes Wohneigentum oder für vermietete Wohnung oder für Gemeinschaftseigentum ?
– Einkommenshöhe (nicht bei Grundförderung, aber bei Bonis)
Dies ist recht kompliziert und kann hier nicht in allen Verästelungen geklärt werden.

Antragsverfahren: Die BEG-Fördermittel des Programms KfW 458 Zuschuss kann man nur unter Hinzuziehung entweder eines Energie-Effizienz-Experten (www.energie-effizienz-experten.de) oder eines dafür qualifizierten Fachunternehmers beantragen. Welche Heizungsbauer in Detmold diese Qualifikation haben und die Bestätigung zur Antragstellung (BzA) anbieten, habe ich keinen Überblick. Für Rückmeldungen bin ich dankbar und nehme diese dann gerne hier auf. Den KfW-Ergänzungskredit des Programms KfW 358/359 beantragt man bei seiner Hausbank. Voraussetzung ist ein bereits gestellter Zuschussantrag aus KfW 458.

Die progres.nrw-Fördermittel beantragt man selbst online. Die dazu einzureichenden unterlagen sind unter diesem Link erläutert. Die Bestätigung über die ökologische Qualität der Detmolder Fernwärme erhält man von den Stadtwerken (Tel. 6070).

Stand 19.04.2024

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