Nachträgliche Wärmedämmung
zweischaliger Mauerwerks-Außenwände
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Zweischalige (verklinkerte) Außenwände von Altbauten bestehen meist aus einer 24 cm starken Hintermauer (seltener 17,5 oder 15 cm) und einer vorgesetzten Klinkerschale aus 11,5 cm (selten 9,5 cm) Klinker. Dazwischen ist entweder nur ein Luftspalt oder auch schon eine dünne Dämmschicht aus 3-4 cm Mineralwolle oder Hartschaumplatten. Ist die tragenden Hintermauer stark Wärme leitend (z.B. aus Beton oder Kalksandstein), wurde schon ab den 1950er Jahren meist eine geringe Dämmschicht eingebaut. Bei Hintermauern aus Vollziegeln oder aus wärmeren Lochziegeln, HBL-Leichtbetonsteinen oder Porenbeton findet man dagegen noch bis in die 1970er Jahre Verklinkerungen ohne Dämmschicht dahinter.
Die Dämmqualität einer Wand hängt von der Steineart, der Steindicke und der evtl. vorhandenen Dämmschicht ab. Daher sollte man als erstes den tatsächlichen Wandaufbau prüfen. Gibt es irgendwo unverputzte oder aufgebrochene Stellen an der Wand-Innenseite, kann man dort die Steineart sehen. Ansonsten kann man mit der Bohrmaschine an einer weniger sensiblen Stelle ein Loch von innen in die Wand bohren und beobachten, was für ein Steinmehl austritt. Grau, kalt, glatt und sehr hart ist gegossener Beton. Weiß, glatt, kalt und mittelhart ist Kalksandstein. Weiß, leicht rau, weniger kalt und sehr leicht zu bohren sind Porenbeton-Steine. Dunkelrot, glatt und hart sind Vollziegel. Heller rot, mit riffeliger Außenfläche und hart sind Lochziegel. Grau, rau-grobporig und mäßig hart sind aus Beton und Bims hergestellte Hohlblock- (HBL-)Leichtsteine. Aber Achtung: In Kellern, Wohnetagen und Dachböden sowie für Außen- und Innenwände sind oft verschiedenartige Steine verbaut. Maßgeblich sind die Steine in den normalen Außenwänden der beheizten Etagen.
Wenn man die Dämmschicht nicht einsehen kann, sollte man beim Klinkerbau außen schauen, ob in einer der unteren Klinkerreihen Belüftungsschlitze vorhanden sind. Durch diese kann man mit einem Zollstock stochern und fühlen, ob in einer Tiefe ab etwa 12 cm nur Luft oder auch weicher Dämmstoff zu fühlen ist und wie dick dieser ist. Am Widerstand kann man erkennen, ob es weiche Glaswolle oder steife Styroporplatten sind. Selten ist zwischen Dämmstoff und Klinker auch eine Teerpappe eingebaut. Dann fühlt man mit den Zollstock einen anfangs harten, aber mit etwas Kraft doch ein wenig nachgebenden Widerstand.
Hinweise auf den Schichtaufbau einer verklinkerten Wand gibt auch deren Gesamt-Dicke. Ist sie z.B. insgesamt 41 cm dick, hat sie meist einen Aufbau aus 2 cm Innenputz, 24 cm Hintermauer, 3,5 cm Luftspalt und 11,5 cm Klinker, also keine Dämmung. Ist sie 44 bis 46 cm dick, ist typischerweise zusätzlich 3 bis 5 cm Dämmung vorhanden. Ist sie noch dicker, ist entweder die Dämmung dicker oder die Hintermauer 30 oder 36 cm stark, was aber nur bei größeren Häusern vorkommt oder bei Häusern, die ursprünglich eine einschalige Außenwand hatten und erst später verklinkert wurden. Ist eine verklinkerte Wand dünner als 41 cm, kann entweder die Hintermauer dünner als 24 cm sein, z.B. 20 cm oder 17,5 cm dick oder der Klinker ist dünner. Dessen Dicke kann man an Gebäudeecken meist leicht messen.
Bei Wänden mit nur 31-33 cm Gesamtdicke muss man besonders aufpassen. Hier gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder Innenputz, 17,5cm Hintermauer, kein Luftspalt und Klinker oder das sogenannte „Lippische Luftschichtmauerwerk„. Dieses besteht aus 2 cm Innenputz, einer nur 11,5 cm dicken Hintermauer, 6-8 cm Luftspalt und 11,5 cm Vormauer, die verputzt oder mit Sichtklinker hergestellt sein kann. Diese Bauart ist ein Sonderfall, weil ihr sehr großer innerer Luftspalt nachträglich mit Dämmstoff ausgeblasen werden kann. Sie wird daher in einem eigenen Kapitel (=> mehr) behandelt.
Für die nachträgliche Wärmedämmung zweischaliger verklinkerter Außenwände mit normalem 2-4 cm breitem Luftspalt gibt es sechs Möglichkeiten:
- Verfüllung nur des Luftspalts hinter dem Klinker mit Dämmschaum
- Äußere Überdämmung des Klinkers und zweite Klinkerschale
- Abriss des Klinkers und Montage eines verputzten Wärmedämmverbundsystems
- Abriss des Klinkers und Montage einer Außendämmung mit Klinkerriemchen
- Abriss des Klinkers und Montage von Kerndämmung und neuem Klinker
- Innendämmung
Die folgende Prinzipskizze zeigt diese sechs Möglichkeiten:
Die Verfüllung des nur 2-4 cm breiten Luftspalts hinter dem vorhandenen Klinker mit Dämmschaum ist in Holland und im Münsterland recht verbreitet und es gibt dafür zugelassenen 2-Komponenten-Schaum. Dieser kann in leere und teilgedämmte Luftspalte eingebaut werden und kriecht dort ca 1,2 m weit, so dass man pro Meter etwa ein Bohrloch im Klinkerfugenkreuz benötigt. Da der verfüllbare Spalt nur 2-4 cm breit ist, ist die Dämmwirkung nur mäßig, andererseits bringen die ersten Dämmstoff-Zentimeter den höchsten Nutzen. So wird der U-Wert einer typischen zweischaligen 50er-Jahre-Wand mit 24 cm Vollziegel-Innenschale, 3 cm leerem Luftspalt und 11,5 cm Klinker durch das Ausschäumen von vorher 1,4 W/m²K um mehr als die Häflte auf 0,58 W/m²K verringert. Hatte die alte Wand dagegen schon 3 cm alte Dämmung WLG 040, sinkt durch das Ausschäumen des Luftspalts der U-Wert nur von vorher 0,69 auf 0,40 W/m²K. Diese Lösung kommt für Häuser in Frage, deren alte Klinkerfassade erhaltenswert ist. Sie kann in besonders Wärme bedürftigen Räumen durch eine Innendämmung ergänzt werden.
Die Überdämmung und Zweitverklinkerung einer ungedämmten oder wenig gedämmten Klinkerwand ermöglicht zwar eine Verbesserung des Wärmeschutzes, führt aber zur größten Wanddicke aller Varianten. War eine ungedämmte Klinkerwand vorher z.B. 42 cm dick und wird sie 16 cm gedämmt und erhält davor einen 11,5 cm dicken neuen Klinker, ist sie nachher 70 cm dick. Dies führt zu sehr tiefen Fensterleibungen und erfordert robuste Fundamente. Als einzigen Vorteil spart man den Abriss des alten Klinkers, welcher Aufwand aber oft überschätzt wird.
Der Abriss des alten Klinkers und Dämmung der Hintermauer mit einem Wärmedämmverbundsystem (=> mehr dazu im Abschnitt über einschaliges Mauerwerk) ermöglicht die höchste Wärmedämmung bei geringster Dicke, da man anfangs ca 15 cm Bautiefe gewinnt. Selbst wenn man nachher 24 cm stark (also fast passivhaustauglich) dämmt, und dadurch den Wärmeverlust um mehr als 85 % verringert, ist die Wand insgesamt nachher nur 8 cm dicker als vorher. Das Bild rechts zeigt ein gerade ent-klinkertes Haus von Ende der 1950er Jahre. Die beiden folgenden Bilder zeigen ein anderes Haus aus Bocholt vor- und nach Montage des WDVS statt des alten Klinkers.
Will man keine Putzfassade, sondern eine neue Klinkerfassade, kann man nach Abriss des alten Klinkers auch einen neuen Klinker mit 12-20 cm starker Kerndämmung dahinter anbringen und auf diese Weise sehr gut dämmen, allerdings mit höherem Aufwand.
Um den Klinker aufzustellen, reicht bei dünnerer Dämmung eine Stahlkonsole an der Kellerwand oder Bodenplatte, bei größerer Auskragung sind separate Fundamente stabiler. Da man durch den Klinkerabriss ca 15 cm Wanddicke gewonnen hat, ist der Zuwachs an Dicke deutlich geringer als bei Überdämmung und Neuverklinkerung eines belassenen alten Klinkers.
Nebenstehende drei Bilder zeigen ein so saniertes Haus in Bocholt vorher, nach Entfernung des alten Klinkers und nach Neuverklinkerung. Der Wärmedurchgang der Außenwand wurde hier um etwa 80 % verringert und die Attraktivität des Hauses deutlich erhöht.
Ein möglicher Kompromiss zwischen schlanker Putzfassade und dickem echtem Klinker sind in Dämmstoffplatten eingebettete Klinkerriemchen. Höherwertige Klinkerriemchen sind aus gleichem Material wie echte Klinker hergestellt, auch die außen sichtbare Verfugung kann eine echte Mörtelverfugung sein. Riemchen werden entweder mit Kleber vor Ort auf verdübelte Hartschaum-Dämmplatten aufgeklebt oder bereits werksseitig in solche eingebettet. Bei dieser Fassadenart spart man etwa 10 cm Wanddicke und das Klinkerauflager. Die angebotenen Hartschaumplatten sind meist aus Polyurethan-Dämmstoff und haben etwas höhere Dämmwirkung als die sonst hinter Klinker übliche Glaswolle.
Durch Innendämmung von verklinkerten Außenwänden kann man ebenfalls deren Wärmedurchgang verringern. Dies kommt z.B. dann in Frage, wenn die äußere Fassade erhalten bleiben soll, eine Hohlraumdämmung nicht möglich ist, nicht gewünscht wird oder nicht ausreicht. Sie bietet sich auch dann an, wenn eine Dämmung der Außenwände nicht am ganzen Haus, sondern nur in einzelnen Räumen erfolgen soll. Nachteil von Innendämmungen ist die meist empfindlichere innere Oberfläche und die Verlagerung des Taupunkts im Wandaufbau nach weiter innen. Um spätere Feuchteprobleme zu vermeiden, müssen Innendämmungen in winterkalten Klimazonen daher individuell sachkundig geplant und sorgfältig montiert werden und müssen ihre feuchtetechnisch wichtigen Schichten pfleglich behandelt werden. Hierzu beraten wir Sie gerne im Detail (=> mehr)
Möchte man zinsgünstige Kredite und/oder Zuschüsse der KfW-Bank nutzen, die bei Einzelmaßnahmen 20 % der förderfähigen Investitionskosten betragen, muss bei einer Außendämmung von Außenwänden (mit oder ohne Verklinkerung) ein U-Wert von maximal 0,20 W/m²K erreicht werden. Bei Baudenkmälnern oder erhaltenswerter Bausubstanz genügen 0,45 W/m²K. Beim selbst genutzten Eigenheim ist alternativ zur KfW eine Förderung durch Ermäßigungen bei der Einkommenssteuer möglich. Saniert man das ganze Haus zu einem KfW-Effizienzhaus, können für die förderfähigen Komponenten der Gebäudehülle und Haustechnik sogar bis zu 40 % Zuschuss gewährt werden (=> mehr).
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