Das Nullenenegrie-Haus in Durbach
Kurzbeschreibung
Das Null-Heizenergiehaus „Övolution Plus“ in Durbach Ebersweier ist ein unterkellertes Einfamilienhaus in verputzter Holzleichtbauweise mit Pultdächern. Es ist streng passiv-solar ausgerichtet, kompakt gebaut und verfügt über eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Der Brauchwasser-, Restwärme- und Strombedarf wird überwiegend über Solaranlagen gedeckt. Baufertigstellung war im November 1996.
Solare Orientierung
Das Nullenergie-Haus in Durbach Ebersweier ist klar solar ausgerichtet. Die Fenster seiner Hauptfassade sind jedoch teils durch Gebäudeversätze und durch Solarzellen verschattet. Acht bodentiefe Fenstertüren zeigen nach Süden, die Ost- und Westfassaden sind fensterlos und nur vier sehr kleine Fenster weisen nach Norden.
Kompakte Gebäudeform
Das Gebäude erreicht durch die Einschnitte an der Südost- und Südwestecke mit 0,85 m²/m³ nur eine mäßige Kompaktheit. Der beheizte Gebäudeteil umfaßt das EG und das bis unter das Pultdach ausgebaute OG. Unbeheizte Kellerersatzräume sind im EG an die Nord-Außenwand angebaut.
Baukonstruktion
Das Nullenergie-Haus in Durbach Ebersweier steht auf einem massiven unbeheizten Keller mit oberseitiger Holzbalkendecke. Diese besteht aus einer 26 cm starken Balkenlage mit Mineralwolldämmung WLG 035. Oberseitig sind eine Spanplatte, eine 6 cm starke PU-Dämmschicht der WLG 025 sowie Estrich und Bodenbelag montiert; unterseitig eine PE-Folie, Lattung und Gipskartonbekleidung. Die Außenwände sind eine Holzrahmenbau-Konstruktion mit 36 cm tiefen filigranen Holz-Doppel-T-Stützen (Agepan) und einer inneren aussteifenden Beplankung aus Holzwerkstoffplatten. Raumseitig ist eine zweite 8 cm starke Dämmebene und eine zweite Beplankungsebene aus Holzwerkstoffplatten, Dampfsperre und Gipskartonplatten montiert. Als Dämmung ist in beiden Ebenen Mineralwolle WLG 035 eingebaut. Außenseitig ist die Außenwand teils mit verputzter Holzwolle-Leichtbauplatte und teils mit Holzwerkstoffplatte, Lattung und Aluminium-Wellblech bekleidet. Das Sparrendach hat 2*20 cm starke Balkenlage mit dazwischenliegender Spanplatte und Dämmfüllung aus Mineralwolle WLG 035. Innenseitig sind eine PE-Folie, eine Lattung und eine Gipskartonplatte montiert; außenseitig eine Unterspannbahn, Lattungen und Dacheindeckung bzw. auf der Südseite vollflächig Solaranlagen.
Wärmeschutz
Das Nullenergie-Haus in Durbach Ebersweier hat lt. Hersteller einen sehr hohen Wärmeschutz an den opaken Bauteilen. Die k-Werte der Gebäudehülle betragen beim EG-Boden 0,11 W/m²K, in der Außenwand, bei der obersten Geschoßdecke 0,08 W/m²K und beim Schrägdach 0,09 W/m²K. Die Fenster sind dreifachverglast, auf der Südseite in thermisch getrennten Kunststoffrahmen, im Norden sind die Kunststoffrahmen komplett mit Außendämmung überdämmt. Die Verglasung hat einen kV-Wert von 0,80 W/m²K bei g-Werten von 60 %; der kF-Wert beträgt 1,2 W/m²K.
Wärmebrücken
Wärmebrücken sind an dem Gebäude nahezu vollständig vermieden. Die Holz-Filigranträger bilden wegen ihres schmalen Stegs selbst nahezu keine Wärmebrücken; sie sind zudem an Außenwand und Dach außenseitig mit Holzwolleleichtbauplatten und an den Innenwänden durch die Zusatzdämmung der Installationsebene überdeckt. Details zu den Bauteilanschlüssen liegen nicht vor.
Luftdichtheit
Die Luftdichtheit wird im Kellerbereich durch die Betonbauweise und an den Außenwänden sowie im Dach durch PE-Folien erreicht. Die PE-Folie ist lt. Prinzipskizze allerdings raumseitig der Installationsebene verlegt, was keine Verlegung von Installationen in der Außenwand ohne Durchdringung der luftdichtenden Ebene ermöglicht.
Heizwärmebedarf / Tatsächlicher Verbrauch
Der nach WSVO 95 berechnete spezifische Heizwärmebedarf beträgt laut Bauträgerangabe 18 kWh/m²a. Der Heiz- und Brauchwasserwärmebedarf soll durch die aktiven Solarsysteme vollständig gedeckt werden. Die tatsächlichen Verbrauchswerte lagen in der ersten Heizperiode bei 18 und in der zweiten Heizperiode (nach Nutzerwechsel) bei 27 kWh/m²*a; die Ursachen für die Erhöhung lagen vor allem an der häufigen Nutzung von Außenjalousien als Sichtschutz, was die solaren Wärmegewinne stark reduzierte und an inzwischen behobenen Fehlern bei der Heizungsregelung.
Lüftung
Das Null-Heizenergiehaus „Övolution-Plus“ in Durbach Ebersweier hat eine Zu-Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung über einen Kreuzstrom-Wärmetauscher, die nur innerhalb (Originaltext: außerhalb !!) der Heizperiode betrieben wird.
Heizung/Warmwasser
Die Wärmeerzeugung erfolgt durch eine 40 m² Solarkollektoranlage auf dem 31° geneigten Süddach in Verbindung mit einem in einem Kleinkeller unter der Sohlplatte eingebauten 20 m³ Heißwasserspeicher und einem 0,8 m³ Zwischenspeicher. Die Wärmeverteilung erfolgt teils über Radiatoren und Konvektoren, teils über Fußbodentemperierung. Die Warmwasserversorgung wird bei leerem Solarspeicher über elektronisch gesteuerte Nacherhitzer (Gas) in Küche und Bad sichergestellt.
Besonderheiten
Passivhausrelevante Besonderheiten des Hauses in Durbach Ebersweier sind seine konsequent äußere und innere solare Ausrichtung, sein sehr hoher baulicher Wärmeschutz und sein auf Null-Heizenergie ausgerichtetes Wärmeversorgungs- und Verteilungskonzept
Würdigung
Das Gebäudekonzept ist in sich schlüssig. Die konstruktiven Vorteile der Holz-Doppel-T-Träger werden in der Außenwand sinnvoll eingesetzt. Der bauliche Wärmeschutz einschließlich Wärmebrücken-Vermeidung ist um die gesamte Gebäudehülle passivhaustauglich ausgeführt. Die Fensterrahmen stellen – soweit aus der Differenz zwischen kV- und kF-Wert ersichtlich, noch vermeidbare Wärmebrücken dar. Die durch die Gebäudeeinschnitte verringerte Kompaktheit wird durch den sehr hochwertigen Wärmeschutz ausgeglichen. Das an „Null-Heizenergie“ orientierte Haustechnik-Konzept mit überwiegend solaren Restwärme- und Stromversorgung ist sehr aufwendig und widerspricht insofern dem Entwicklungsziel von Passivhäusern, den baulichen Mehraufwand für die Minimierung des Wärmebedarfs aus den vermiedenen Kosten für die ebenfalls minimierte Haustechnik kostenneutral finanzieren zu können, zumal der tatsächliche Heizwärmeverbrauch auch nicht signifikant unter dem von Passivhäusern mit einfacher Restwärmeversorgung liegt.
Standort: 77770 Durbach-Ebersweier
Bauherr: Weber Haus GmbH & Co KG, 77866 Rheinau Linx
Architekt: Architekturbüro Rolf Disch, Wiesentalstr. 19, 79115 Freiburg