"Fast"-Passiv-Haus 
Michael

Bauherr: Klaus Michael
Standort: Friedrich-Richter-Str.1, 32756 Detmold
Planung: Klaus Michael, Niedrig-Energie-Institut GbR, Rosental 21, 32756 Detmold
Baujahr: 1998

Gebäude

Freistehendes Einfamilienhaus, nicht unterkellert,  in Holzleichtbauweise mit holzverschalter Fassade und einem Tonnendach in Nagelbrettbinder-Konstruktion mit Metalleindeckung. Wohnfläche 64 m², Luftvolumen.

Heizung / Warmwasser

Die Wärmeerzeugung für Heizung und Warmwasser erfolgt ausschließlich elektrisch, wobei der Strom mittelbar in Windanlagen des Bauherrn erzeugt wird. Die Heizwärmeverteilung im Haus erfolgt über individuell regelbare Elektroheizregister an den Zuluftauslässen in den drei Aufenthaltsräumen (OG-Kind 500 W, OG-Schlafen 300 W, EG-Wohnen/Essen/Kochen 1.500 W sowie über einen elektrischen Zusatzheizer (1.500 W) im OG-Bad. Die Warmwasserbereitung erfolgt über einen elektronisch geregelten Durchlauferhitzer  mit 24 kW.

Solare Orientierung / Gebäudeform
Das Gebäude ist infolge der Grundstücksform nur bedingt solar orientiert. Nur seine Schmalseite mit 31% der Fenster zeigt mit 12° Westabweichung nach Süden.  43 % der Fenster zeigen unverschattet nach Westen, 6 % verschattet nach Osten und 21 % incl. der verglasten Haustür teilverschattet nach Norden.Vor sommerlicher Überhitzung schützen ein Apfel- und ein Zwetschgenbaum sowie zwei Rollos an der Terassentür und am EG-Westfenster.
 

 

Die nur mäßige Kompaktheit von nur 0,97 m²/m³ ergibt sich aus der geringen Gesamtgröße und der schmalen hohen Bauweise. 
Der beheizte Gebäudeteil umfaßt das ganze EG und OG bis unter das Tonnendach. Der unbeheizte Abstellraum liegt außerhalb.


Montage der vorgefertigten Holzbau-Elemente

Lüftung

Das PH Michael hat eine Zu-Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung über einen großflächigen Gegenstrom Wärmetauscher (Temovex), die von einem extrem sparsamen Gleichstrommotor mit nur 18 Watt Leistung bei 60 m³/h Luftdurchsatz angetrieben wird. Die Frischluft wird im kalten Winter mit Hilfe eines Erdwärmetauschers vorerwärmt. Der Erdwärmetauscher ist ein 40 m langes und 1,5 m tief vergrabenes einzölliges PE-Rohr, durch das Sole gepumpt wird und das seine Wärme über einen Wasser-Luft-Wärmetauscher im Carport an den Frischluftstrom abgibt.

Energetische Kennzahlen

Heizwärmebedarf:Der Heizwärmebedarf des Hauses beträgt 23 kWh/m²*a nach WSVO 1995 bzw. 39 kWh/m²*a nach LEG. Ein Bedarfswert nach PHPP liegt nicht vor. Der Energieverbrauch für Heizungbetrug zwischen 1998 und 1993 pro Jahr etwa 1.900 kWh/a. Das entspricht ca 190 Litern Öl pro Jahr.
 
 
 

 

Baukonstruktion

Das Gebäude steht auf einer 30 cm über Grund aufragenden, 16 cm starken Betondecke auf Streifenfundamenten. Die Außenwände sind ein 24 cm tiefes Holzständerwerk aus filigranen Holz-Doppel-T-Trägern (TJI SP 35/241) mit beidseitig 15 mm starker Beplankung aus OSB-Holzwerkstoffplatten. Die aussteifende Zwischendecke ist innenseitig an den Außenwänden mit Randbohlen und Balkenschuhen befestigt und oberseitig mit 22 mm OSB-Beplankung ausgesteift. Die Randbohlen der Zwischendek-ke sind zugleich Verbindung der geschoßhoch vorgefertigten EG- und OG-Wandelemente. Der Dachaufbau ist eine Nagelbrettbinder-
Konstruktion mit rundem Ober- und Untergurt und Querstreben aus 5*10 cm Konstruktionsvollholz mit 54 cm Aufbauhöhe. Das Dach ist mit einer 28 mm starken Rauhspundschalung ausgesteift und mit gewölbtem Trapezblech eingedeckt.

Wärmeschutz

Der sehr hohe Wärmeschutz wird am EG-Boden
durch eine 32 cm hohe Schüttung aus recycelten PS-Frässpänen (WLG 045) zwischen einer 241 mm hohen TJI-Balkenlage erreicht, die mit 8 cm Abstand quer über der Betondecke gespannt ist. Der k-Wert des EG-Bodens beträgt 0,14 W/m²K .
Die Außenwände enthalten zwischen dem Ständerwerk eine 24 cm starke Steinwoll-Dämmung (WLG 035) und haben einen k-Wert von 0,15 W/m²K.
Die Fenster sowie die Terassen- und Haustür enthalten Dreischeiben-Wärmeschutzglas (Vegla) mit kV-Wert von 0,70 W/m²K und g-Wert von 60% sowie wärmegedämm-

te Rahmen aus Holz-PU-Alu (Pazen) mit kR-Werten von 0,5 W/m²K. Ihr gesamter kF-Wert beträgt 0,60 W/m²K. Zur Minimierung der Rahmen- und Randverluste sind die Fenster und Fenstertüren nicht unterteilt und im EG festverglast.
Das Dach ist zwischen Ober- und Untergurt komplett 54 cm hoch mit Zellulose (WLG 040) ausgeblasen und erreicht einen k-Wert von 0,08 W/m²K.

Wärmebrücken

Wärmebrücken sind an dem PH Michael nahezu vollständig vermieden. Die ohnehin filigrane Holzkon-
struktion des EG-Bodens überspannt frei in 8 cm Höhe die Betonplatte und ist mit Dämmstoff unterschüttet. Das Schwellholz der Außenwände ruht auf einem 6 cm hohen Schaumglas-Streifen über der Betondecke. Die filigranen Holzträger der Außenwand haben bei ca. 80 cm Achsmaß in ihrer Mitte nur 8 mm von innen nach au-ßen durchlaufende Stegbreite. Die Rähme der EG-Wandelemente und die Schwellhölzer der OG-Wandelemente sowie die Brüstungen, Laibungen und Stürze der Fenster und Türen sind zur Minimierung von Wärmebrücken nicht aus Voll- oder Schichtholz, sondern ebenfalls aus liegenden TJI-Trägern hergestellt. Das vom Dach belastete Rähm der OG-Wände ist zwar ein den Wandquerschitt komplett überdekkendes 28 mm starkes Schichtholz (TJM Microllam), es liegt aber vertikal bereits im kalten (oberen) Bereich der Dachdämmung. Die umlaufenden Einfassungen der Fenster und Türen sind aus 19 mm starken PVC Hartschaum-Platten (VEKA) hergestellt, die bei absoluter Feuchte- und Temperaturunempfindlichkeit nur wenig wärmeleitend sind (ca. 0,75 W/mK). Die 

Fensterrahmen sind außer durch ihre Eigendämmung innenseitig etwa 2,5 cm vom optischen HolzFensterfutter überdeckt.

Luftdichtheit

Die Luftdichtheit wird durch eine allseitig umlaufende innere PE-Folie erreicht, die an ihren Anschlüssen mit Spezialklebebändern (Klöber Sicrall und Ampacoll 890) oder dauerlastischem Dichtband (Illmod) und zusätzlicher mechanischer Sicherung hergestellt ist. Die Folie verläuft auf dem EG-Boden oberhalb der Balkenlage und ist zur aufliegenden 22 mm OSB-Platte durch aufgenagelte Sperrholz-Streifen geschützt. In der Außenwand verläuft die PE-Folie zwischen innerer OSB-Beplankung und direkt aufgeschraubtem Gipskarton. Im Tonnendach verläuft sie zwischen der unterseitigen 4 mm Sperrholzbeplankung, die die Dämm-
stofflast trägt und der Traglattung der inneren Sichtschalung. Türen und Fenster haben doppelte umlaufende Lippendichtungen; die Haustür im Schwellbereich eine Anschlagdichtung und eine zusätzlich Absenkdichtung über der Schwelle.

Weder im Boden, noch in den Außenwänden, noch in dem Dach sind Elektro-, Heizungs- oder Sanitärinstallationen außenseitig der PE-Folienebene verlegt. Die die Folienebenen notwendig durchdringenden Rohre und Leitungen für Trink-, Regen- und Abwasser, Erdwärme, Stromzufuhr, Außenstrom, Telekom, Breitbandkabel, Meßleitungen, Fallrohrbelüfter, Frisch- und Fortluft sind sorgfältig abgeklebt oder anderweitig abgedichtet. Der wiederholt gemessene n(50)-Wert der Luftdichtheit liegt bei 0,07 h-1.