Das Detmolder Klimaschutzkonzept seit 2008 |
NEI
Niedrig-Energie-Institut Dipl.-Pol. Klaus Michael 32756 Detmold, Sachsenstr.27 Tel: 05231-390 747, Fax: 390 749 |
Hintergrund
Klimaschutz (früher: Umweltschutz) ist in Detmold schon seit den 1980er Jahren immer wieder politisches Thema. So brachten z.B. die Einführung der Erdgasversorgung in den 1950er Jahren (statt der früheren Stadtgaserzeugung aus Kohle), der Ausbau des Heizgasnetzes (statt Kohle- und Ölheizungen) und der Aufbau einer Fernwärmeversorgung ab 1990 aus Blockheizkraftwerken und Holz-Heizanlagen (statt Gas- und Ölheizungen) erhebliche Verringerungen der Schadstoffemissionen mit sich. Zugleich wuchsen aber auch die Einwohnerzahl, die Industrietätigkeit, die beheizte Wohn- und Nutzfläche aller Häuser, das Komfortniveau (Raumtemperaturen) und der Verkehr. Mit dem Rückkauf des Stromnetzes vom früheren Regionalversorgers Wesertal (heute: E.ON) wurde Anfang der 1990er Jahre eine Abkehr von der Kohle- und Atomstromversorgung und der Aufbau eines relativ sauberen Fenwärmenetzes ermöglicht und mit der Einstellung eines Energiebeafutragten 1989 sollten vor allem Einsparpotenziale im Gebäude- und Stromsektor ausgeschöpft und eine stärkere Nutzung regenerativer Energien vorangebracht werden. Als um 2006 die globale und an CO2-orientierte "Klimaschutz"-Diskussion
aufkam, beschloss die Stadt u.a., ein Klimaschutzkonzept erarbeiten zu
lassen. Grundlage waren die Beschlüsse des Haupt- und Finanzausschusses
der Stadt vom 06.12.2007 und 14.02.2008. Das Niedrig-Energie-Institut hat
im Auftrag der Stadt Detmold dieses erste Klimaschutzkonzept für Detmold
erarbeitet.
Teil 1 ist eine Analyse des tatsächlichen Verlaufs des Energieverbrauchs, der CO2-Emissionen, der Entwicklung der Kraft-Wärme-Kopplung und der regenerativen Energien in Detmold zwischen 1990 und 2006. Hierin wurde untersucht, ob die international (Kyoto) und bundesweit gesetzten energie- und klimapolitischen Zielvorgaben zur CO2-Reduktion auch in Detmold erreicht werden. Dieser Teil ist bereits fertig. Die Ergebnisse wurden dem Haupt- und Finanzausschuß am 5.Juni 2008 berichtet. Das Ergebnis zeigt, dass die auf den Zwischenzeitraum 1990-2006 entfallende anteilige CO2-Minderung bisher bei weitem nicht erreicht wurde. Die absoluten CO2-Emissionen in Detmold haben sich seit 1990 fast gar nicht verändert; bezieht man die Bevölkerungszunahme durch Migrationsgewinne ein, sind sie pro Kopf um etwa 11,5 % urückgegangen. Bis 2006 hätten sie allerdings schon um 21,3 % zurückgehen sollen. Bis 2020 sollen sie gegenüber 1990 um 40 % zurückgehen. Der Bericht zu Teil I kann hier downgeloaded werden. Teil 2 ist wesentlich umfangreicher.Er enthält Potentialanalysen,
wo und wie in Detmold in den nächsten Jahren wieviel CO2 eingespart
werden kann und wurde dem Haupt- und Finanzausschuss am 28.05.2009 vorgelegt.
Der hier downloadbare Bericht
zu Teil II umfasst Handlungspotentiale und Handlungsempfehlungen zu
folgenden Bereichen:
In Teil II des Klimaschutzkonzeptes waren auch Einsparmöglichkeiten in Detmolder Wohngebäuden ausgelotet werden. Dazu waren im November 2008 etwa 38.000 Fragebögen an alle Haushalte verteilt, in denen um Mitteilung der energetischen Gebäudedaten gebeten wurde. Etwa 900 Antworten konnten ausgewetet werden. Der Teilbericht mit der statistischen Auswertung dieser Umfrage kann hier auch downgeloaded werden. In Teil 3 des Detmolder Kimaschutzkonzepts sollten ab Mitte 2009 und bis 2020 die empfohlenen Maßnahmen umgesetzt werden. Hierzu werden politische Beschlüsse und weitere Aktivitäten Dritter erwartet. Die stärksten Einzeleffekte dürfte durch die Verdrängung von Öl- und Gasheizungen durch Fernwärme sowie durch die energetische Altbausanierung erfolgen. Weiterhin wurde ein Klimabeirat eingerichtet. Die Arbeit des Klimabeirats war leider recht unergiebig, so dass er nach einigen Tagungsrunden wieder aufgelöst wurde. Immerhin bemüht sich die Stadtverwaltung im eigenen Immobilienbestand
tatkräftig um eine effektivere Organisation und um reale Energieeinsparungen
durch Bauteilsanierungen und moderne Haustechhnik in öffentlichen
Gebäuden. Folgende spätere Teilberichte externer Ingenieurbüros
oder des Fachbereichs Immobilienmanagement zeigen den (langsamen) Fortschritt:
Politische Beschlüsse, dass auf von der Stadt verkauftem Bauland und dort, wo durch Vorhaben- und Erschliessungspläne zivilrechtliche Möglichkeiten dazu bestehen, nur besonders sparsame Neubauten (Passivhäuser) errichtet werden dürfen, wurden zwar erst beschlossen, aber nach etwa 1,5 Jahren wieder aufgehoben, weil die örtliche Baulobby - unterstützt von CDU und FDP - intervenierte. So konnte z.B. auf dem großen Areal des ehem. Bundeswehrkrankenhauses der (bestimmt nicht arme) Investor Wortmann hochpreisige Neubauten in einem nicht dem Stand der Technik (Passivhaus) entsprechenden Wärmeschutz bauen, obwohl sowohl dem Investor als auch der Kunden-Zielgruppe der Mehraufwand zumutbar gewesen wäre. Ähnliches passierte auch mit anderen großen Bauvorhaben, an denen stadtbekannte Architekten oder Bauträger tätig waren und die Stadt das Areal bereit stellte. Ein immerhin mäßiger Erfolg (3-Liter-Häuser) wurde im Neubaugebiet Kornblumenweg in Hiddesen erreicht, der auch dem Engagement zur Volksbank Gruppe zählenden OWL-Immobilien als Erschließungsträger zu verdanken ist. Vernachlässigt wird leider immer noch weitgehend die Überprüfung der Einhaltung der (ohnehin sehr bescheidenen) Nachrüstungsanforderungen der geltenden Energiesparverordnung. Den damit notwenig verbundenen Ärger mit ignoranten Hausbesitzern möchte sich scheinbar niemand antun. Positive Klimaeffekte im Gebäudebereich wurden und werden daher vor allem durch die Verdrängung von CO2-intensiven Öl- und Gasheizungen durch Ausbau der sehr CO2-armen Fernwärme und durch weitere nachträgliche Wärmedämmung von Altbauten erreicht. Zur Forcierung der Altbausanierung gibt es in Detmold seit 1993 ein städtisches Förderprogramm mit bisher etwa 1.500 Fördermaßnahmen und eine kostenlose qualifizierte Energieberatung vor Ort (Jahresbericht 2018) sowie Fördermaßnahmen von Bund (KfW und BaFa) und Land (progres.nrw). Diese Aufzählung ist subjektiv und unvollständig. Sie soll
nicht zu Pessimismnus führen. Weiterhin stehen alle Möglichkeiten
offen, es bedarf nur des Willens oder Zwangs. Klaus Michael Stand: 14.10.2019 |